Inhalt:
Tipp 1: „Gesundheit!“ wünschen?
Tipp 2: Stofftaschentuch einstecken!
Tipp 3: Wer darf deinen Nieser sehen?
Tipp 4: Schutz deiner Umgebung – auch demonstrativ
Tipp 5: Nase putzen – unauffällig
Tipp 6: Gesundheitspflege
Tipp 7: Gurgeln und frische Luft
Tipp 8: Ernährung bei einer Erkältung
Tipp 9: Wärme und Inhalationen
Tipp 10: Jammern ist tabu!
Im Herbst und Winter ist Erkältungszeit, selbst im Frühjahr oder Sommer kann uns die Grippe erwischen. Dann kommt es nicht nur darauf an, wie wir uns auskurieren, sondern wie wir uns auch angemessen gegenüber unserer Umwelt verhalten.
Dabei geht es um zwei Dinge: Wir sollten niemanden anstecken, gleichzeitig sollten wir nicht durch lautstarkes Niesen, Husten und Schneuzen unangenehm auffallen. Für beide Bereiche gebe ich dir ein paar Tipps.
Tipp Nummer 1: „Gesundheit!“ wünschen?
Wenn du nicht selbst von der Erkältung betroffen bist, sondern dein Kollege oder Freund, fragst du dich bestimmt, wie oft du ihm bei andauernden Niesattacken „Gesundheit!“ wünschen sollst.
Die Antwort ist einfach: gar nicht. Das verbietet der Erkältungs-Knigge schon lange. Es wäre auch zu viel des Guten, wenn wir im Büro, im Theater, daheim oder in der U-Bahn jedem „Hatschi“ ein „Gesundheit!“ hinterherschicken würden. Inzwischen gilt die einstmals gute Sitte eher als lästig, zumal sich der niesende Bedachte auch noch jedes Mal bedanken soll. Daher haben im frühen 21. Jahrhundert die Hüter der Benimm-Regeln entschieden, dass wir das Gesundheit-Wünschen fortan unterlassen sollen.
Das wurde natürlich auch Knigge-gerecht begründet, und zwar so: Niesen ist eigentlich ein unbeabsichtigter Fauxpas. Niemand niest vorsätzlich, oft versuchen wir es zu verbergen. In manchen Kulturen wie der japanischen gilt es als extrem unfein (etwa wie bei uns ein Furz in der Öffentlichkeit). Wenn wir nun auf das Niesen lautstark „Gesundheit!“ antworten, lenken wir ja zusätzlich die Aufmerksamkeit auf diesen wenn auch wirklich unbeabsichtigten Fauxpas.
Und in der Tat könnte dich schon manches Mal bei diesem Vorgang – jemand niest, ein Nebenstehender wünscht ihm Gesundheit – ein unbehagliches Gefühl beschlichen haben.
Daher gilt fortan: Über das Niesen eines Mitmenschen sehen wir einfach hinweg. So weit, so Knigge. Da sich neue Sitten aber nur schwer etablieren, folgt allerorten meistens immer noch auf das Niesen der Gesundheitswunsch, sodass in den letzten Jahren (etwa seit 2018) die deutsche Knigge-Gesellschaft einknickte und vor der Macht der Gewohnheit kapitulierte: „Gesundheit!“ wünschen wird demnach toleriert.
Das bedeutet: Du kannst es aussprechen, musst es aber nicht. Das ist wirklich super bequem. Es gibt für diese Toleranz sogar eine offizielle Begründung des Vorsitzenden der deutschen Knigge-Gesellschaft Dr. Hans-Michael Klein. Er verwies darauf, dass der Wunsch nach Gesundheit ja sehr höflich gemeint sei, zudem sei er kaum aus der Welt zu bekommen. Wer ihn unterlasse, riskiere, dass der Niesende beleidigt reagiere. Dieser muss sich übrigens niemals für seinen Nieser entschuldigen.
Tipp Nummer 2: Stofftaschentuch einstecken!
Eine nicht unbedingt sinnvolle, aber dennoch bestehende Regel lautet: Wenn du erkältest bist, solltest du ein Stofftaschentuch dabei haben und es in Gesellschaft auch gelegentlich dezent vorzeigen – auch dann, wenn du dir sinnvollerweise die Nase mit dem hygienischeren Papiertaschentuch putzt, das du anschließend entsorgst. Das Stofftaschentuch basiert einfach auf einer sehr alten Tradition aus der Zeit, als es noch keine Papiertaschentücher gab. Herren tragen es zum festlichen Anzug in der Brusttasche, Niesende holen es heraus und tupfen sich damit die (längst mit Papier geputzte) Nase ab. Das Stofftaschentuch soll auch noch sauber und faltenfrei sein, doch das ist wirklich nicht jedermanns Sache. Denke am besten an diese Regel, wenn du dich in etwas gehobener Gesellschaft bewegst und gerade von einer Erkältung geplagt wirst.
Tipp Nummer 3: Wer darf deinen Nieser sehen?
Du wirst es nicht vermeiden können, dass eine Gruppe von Menschen um dich herum deinen Nieser bemerkt. Doch Knigge schreibt vor, dass du dich dennoch dezent verhältst. Du solltest also einen Schritt zurückgehen und dich wegdrehen. Das klappt nicht immer, weil manch ein Nieser spontan kommt. Was du aber vermeiden solltest, ist das sehr lautstarke Niesen in Richtung der Anwesenden. Drehe dich um und versuche, beim Niesen leise zu bleiben, so schwer das fallen kann. Halte die linke Hand vor die Nase – die rechte gibst du schließlich den Menschen zur Begrüßung und Verabschiedung. Du willst sie schließlich nicht anstecken. Das gehört zu den Benimmregeln, die das Ausbreiten der Erkältung verhindern sollen und die eigentlich wichtiger sind als Knigge.
Tipp Nummer 4: Schutz deiner Umgebung – auch demonstrativ
Bei einer Erkältung ist das oberste Gebot, die Viren nicht vorsätzlich zu verbreiten. Das solltest du aktiv angehen, du solltest es auch deiner Umgebung demonstrieren, womit du gleichzeitig den Knigge-Regeln folgst. Wasche dir reichlich die Hände, vermeide den Handschlag zur Begrüßung und zum Abschied, sprich über deine Erkältung und trage in einer Umgebung, in der du viele Dinge mit anderen Menschen gemeinsam berührst (Türklinken etc.), auch ein Desinfektionsmittel bei dir. Auch das Küsschen und die Umarmung zur Begrüßung sind natürlich tabu. Es wird Kollegen geben, die dir zur Krankschreibung raten. Doch manchmal geht das wegen der vielen Arbeit nicht. Wenn du an sich arbeitsfähig bist, darfst du darauf verweisen.
Tipp Nummer 5: Nase putzen – unauffällig
Auch beim Naseputzen solltest du dich unauffällig verhalten. Das schreibt nicht nur der Knigge vor, es wird auch vom „Fachverlag für Kommunikation-und Management“ empfohlen. Sei also dabei leise und drehe dich leicht von deinen Mitmenschen weg. Du wirst wahrscheinlich Papiertaschentücher benutzen. Das oben erwähnte Stofftaschentuch dient wie erwähnt eher der Pose und ist eigentlich nur in besserer Gesellschaft wirklich nötig. Im normalen Alltag verwenden wir alle die viel hygienischeren Papiertaschentücher. Wichtig ist dabei, dass du ein benutztes Taschentuch sofort entsorgst. Deine Mitmenschen wollen nicht unbedingt sehen, wie du es in die Hosentasche stopfst. Die Assoziation, dass du es wieder und wieder benutzt, ist einfach unangenehm. Auf dem Schreibtisch hat selbstverständlich ein benutztes und nicht mal ein sauberes Papiertaschentuch etwas zu suchen. Auch dieses weckt unangenehme Assoziationen.
Tipp Nummer 6: Gesundheitspflege
Auch wenn es nicht unbedingt mit dem Knigge zu tun hat: Du tust natürlich dir und auch deiner Umgebung einen Gefallen, wenn du schnell wieder gesund wirst. Nimm ein wärmendes Erkältungsbad, schon wenn die Erkrankung im Anmarsch ist. Dieses ist nicht zu heiß (38 – 39 °C), die Badedauer liegt bei 20 Minuten. Setze ätherische Öle ein, wenn du darauf nicht allergisch reagierst (ein seltener Fall). Gut geeignet bei Erkältungen sind Eukalyptus-, Fichtennadel- und Thymianöl. Achte vor allem auf viel Ruhe und Erholung, denn dein Körper ist jetzt damit beschäftigt, gegen die Krankheitserreger anzukämpfen. Er braucht dafür genügend Energie, die du ihm unter anderem durch Schlaf und eine deutliche Stressreduktion verschaffst. Vermeide auch körperliche Belastungen. Sport während einer Erkältung ist ungesund.
Tipp Nummer 7: Gurgeln und frische Luft
Du merkst, dass die Erkältung kommt, wenn es im Hals richtig kratzt. Dann folgen Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Gurgle dagegen mit Salzwasser (auf ein Glas warmes Wasser ein halber Teelöffel) oder mit Salbeitee. Viel trinken musst du außerdem.
Es empfehlen sich bei Erkältung:
- Lindenblütentee
- Holunderblütentee
- Kamillentee
- Thymiantee
Diese Kräutertees wirken beruhigend und wärmend, sie hemmen außerdem Entzündungen und lösen den Schleim in der Nase, den Nebenhöhlen und den Bronchien. Du brauchst bei Erkältung außerdem sehr dringend frische Luft. Lüfte regelmäßig deine Wohnung, um die virenhaltige, verbrauchte Luft gegen sauberen Sauerstoff auszutauschen. Vermeide allerdings Durchzug, der bei einer Erkältung höchst kontraproduktiv wirkt.
Tipp Nummer 8: Ernährung bei einer Erkältung
Iss während deiner Erkältung gesund und möglichst ausgewogen. Dein Körper benötigt jetzt Mineralstoffe und Vitamine – nur damit wird er wieder gesund. Frisches Gemüse und Obst gehören auch sonst, aber erst recht bei einer Erkältung täglich auf den Speiseplan. Vermeide strikt Genussmittel wie Nikotin und Alkohol, sie reizen und belasten deinen Körper zusätzlich. Wende außerdem einige probate Hausmittel an. Das sind Kartoffelwickel, Hühnersuppe und Zwiebelsaft. Warum die Hühnersuppe bei Erkältung hilft, hat noch niemand wirklich herausgefunden.
Sicher ist nur: Sie hilft wirklich. Belaste deinen Körper nicht mit fettem und auch nicht mit zu viel Essen. Er braucht Kraft, um gegen die Viren zu kämpfen. Verdauung kostet auch Kraft, daher entlaste ihn mit einer kleinen Diät.
Tipp Nummer 9: Wärme und Inhalationen
Inhalationen helfen nachweislich bei Erkältung. Du kannst etwas Salzwasser inhalieren, es gehört zu den preiswertesten Hausmitteln. Der eingeatmete salzige Wasserdampf befeuchtet deine Atemwege, er verflüssigt zähen Schleim und lässt ihn aus der Nase und dem Rachen heraus. Auch Kräuterzusätze wie Kamille oder Pfefferminze wirken sehr beruhigend und wirken gegen die Entzündungen. Halte einfach deinen Kopf über den Dampf und lege ein Handtuch über. Atme dann tief und ruhig durch den Mund und durch die Nase. Halte dich vor allem warm, trage bei Halsschmerzen unbedingt einen Schal oder ein Tuch um den Hals. Auch die kalten Füße brauchen Wärme, aber nicht bei Fieber! Wenn sie allerdings definitiv kalt sind, benutze eine Wärmflasche. Der Körper wird sonst (bei kalten Füßen) zu schlecht durchblutet.
Tipp Nummer 10: Jammern ist tabu!
Zum Schluss noch einmal der Erkältungs-Knigge: Wenn du dich mit deiner Krankheit schon unter die Leute schleppst, darfst du keinesfalls jammern! Auch ein demonstratives Schlucken von Medikamenten, das Greifen an die Stirn und der dicke Schal mitten im Büro kommen bei den Kollegen gar nicht gut an. Entweder bist du halbwegs arbeitsfähig und ziehst es durch, weil die Arbeit es erfordert, oder du bleibst daheim. Wenn du aber jammerst und deine Krankheit vor dir herträgst wie ein Krieger seine Narbe, wird man dir im harmlosesten Fall raten, doch beim Arzt die nötige Hilfe und eine Krankschreibung einzuholen, schlimmstenfalls wird man aber hinter deinem Rücken tuscheln, wie sehr du dich aufspielst. Vielleicht glaubt man dir auch deine Beschwerden gar nicht in voller Gänze. Also halte dich senkrecht und bleibe tapfer – oder daheim.
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