Inhalt:
Info 1: Warum sind Entscheidungen so schwer?
Tipp 1: Verstehe das Problem richtig
Tipp 2: Eliminiere unwichtige Entscheidungen
Tipp 3: Optionen schaffen
Tipp 4: Entscheidungsstruktur
Tipp 5: Abstand zum Problem
Tipp 6: Perspektivenwechsel
Tipp 7: Perfektionismus vermeiden
Tipp 8: Checkliste für deine Entscheidung
Tipp 9: Vertrauen in das Bauchgehirn
Tipp 10: Gewöhnung an Entscheidungen
Entscheidungen müssen wir in unserem Leben immer wieder treffen. Schön wäre es, wenn wir uns immer richtig entscheiden würden, doch manchmal ist es wichtiger, sich überhaupt zu entscheiden. Der US-Präsident Theodore Roosevelt (1858 – 1919) sagte einmal sinngemäß, die beste Option sei es, sich richtig zu entscheiden, die schlechteste aber, sich gar nicht zu entscheiden. Sich falsch zu entscheiden nannte er die zweitbeste (oder -schlechteste) Option. Da ist etwas dran. Wer sich gar nicht entscheidet, verfällt in Stagnation. Wer sich schlecht entscheidet, lernt immerhin aus dem Irrtum. Irgendwie geht es dann weiter.
Warum sind Entscheidungen so schwer?
Offenbar haben wir zu viel Angst vor Entscheidungen. Diese Angst lähmt uns. Die Lähmung ist wiederum mit der Hoffnung verknüpft, dass uns die weiteren Entwicklungen die richtige Entscheidung schon aufzeigen werden. Das klappt manchmal sogar, allzu oft aber auch nicht.
Außerdem gibt es Entscheidungen mit einer Timeline: Zu einem bestimmten Zeitpunkt müssen sie getroffen werden. Sonst entscheidet sich der Arbeitgeber für einen anderen Kandidaten, das Sonderangebot könnte dann ausverkauft sein. Doch entscheidungsfreudige Menschen haben es leichter im Leben und werden auf jeden Fall eher in Führungspositionen befördert. Natürlich können sie dort auch aufgrund falscher Entscheidungen scheitern, doch dieses Risiko gehen sie ein. Ansonsten würden sie niemals aufsteigen. Bei guten Entscheidungen helfen ihnen bestimmte Taktiken.
Unter anderem nehmen sie sich die nötige Zeit dafür. Sie geben nicht dem Drang nach, alles gleich und sofort erledigen zu wollen und daher auch blitzschnelle Entscheidungen treffen zu müssen. Sie widerstehen auch dem berüchtigten Ankereffekt, einem Phänomen unseres Kurzzeitgedächtnisses, das neue Entscheidungen mit den zuletzt getroffenen verknüpft (wobei Assoziationen zu den guten Verläufen hergestellt werden), ohne die neue Situation auch wirklich neu zu bewerten. Das ist aber wichtig. Sehr viele Dinge korrelieren eben nicht miteinander.
Kurz und gut: Bedenkzeit ist sehr oft unumgänglich. Mit den folgenden 10 Tipps entscheidest du dich effektiv besser.
Tipp Nummer 1: Verstehe das Problem richtig
Einer fundierten Entscheidung geht eine klare Analyse voraus. Diese kann aufwendig sein, doch wenn du sie nicht durchführst, wirst du dich fast zwangsläufig falsch entscheiden. Warum ist das so? Dein Gehirn funktioniert nicht rational, sondern emotional. Zur Rationalität musst du es zwingen. Solltest du nicht genügend nachdenken – analysieren –, wirst du den oben beschriebenen Impulsen nachgeben, die durch irrationale Emotionen getrieben werden. Dazu gehören Ängste, etwas zu verpassen, Entscheidungslähmung oder Hektik. Nimm dir also Zeit für die Analyse und schreibe deine Gedanken mit allen Für und Wider auf. Wenn sich daraus keine klare Entscheidung ergibt (weil sich Für und Wider die Waage halten), kannst du einen Optionspfad nach dem Muster wenn – dann erstellen.
Du wartest dann ruhig einige Entwicklungen ab: Du wartest bis morgen mit dem Kauf eines Sonderangebots ab. Wenn der Preis für dieses Angebot bis morgen nicht gefallen ist, kaufst du es (oder nicht), doch diese Zeit gibst du dir. Damit beweist du dir, dass du das Problem richtig verstanden hast.
Es lautet nämlich: Kann dieser Preis überhaupt noch weiter fallen? Heute weist du das nicht, morgen schon.
Tipp Nummer 2: Eliminiere unwichtige Entscheidungen
Das Nachdenken über bestimmte Optionen kostet Kraft, die du in vielen Fällen überflüssig verbrauchst.
Eliminiere diejenigen Entscheidungen, die wirklich unwichtig sind: Was sollst du heute anziehen? Was willst du essen? Was steht am Wochenende auf dem Programm? Darüber solltest du wirklich nicht lange nachdenken – gibt einfach deinen Impulsen nach oder halte deinen Stil einfach.
Ist dir schon einmal aufgefallen, dass manche großen Unternehmer sehr einfach und immer auf dieselbe Weise gekleidet sind? Bei Mark Zuckerberg ist es ein graues T-Shirt, bei Steve Jobs war es stets derselbe schwarze Rollkragen-Pulli (sicher hatte er 20 davon im Schrank). Diese Männer möchten über ihre Kleidung nicht nachdenken.
Auch bei etwas komplizierteren Dingen kannst du es dir leichter machen: Lass einfach mal andere Menschen darüber entscheiden.
Tipp Nummer 3: Optionen schaffen
Viele Optionen zu haben macht eine Entscheidung nicht unbedingt leichter, weil sie bedacht und verwaltet werden müssen. Das ist aufwendig, doch die resultierende Entscheidung ist ganz sicher optimaler. Daher solltest du dir Optionen schaffen. Das passt zum Tipp 1, der richtigen Analyse. Wenn du das Problem erkannt hast, suche nach Entscheidungsoptionen, mache dir diese Suche nicht allzu leicht und notiere dir diese Optionen.
Bedenke, wie überragend wichtig bestimmte Entscheidungen sind: für einen Beruf oder eine Partnerschaft, aber auch für ein neues, auf Kredit finanziertes Auto. Du wirst lange damit leben müssen. Es lohnt sich, die Optionen gründlich abzuwägen. Die Zahl der Optionen sollte mindestens 3 betragen. Warum? Damit du nicht in die Binärfalle (2 Optionen, ja oder nein) tappst. Wirklich große Entscheidungen basieren auf Optionspfaden, denen der Entscheider – das sind manchmal sogar Computer – mit einer sogenannten fuzzy logic (schwimmende Logik) folgt. Es heißt immer wieder: Wenn – dann.
Tipp Nummer 4: Entscheidungsstruktur
Das Schaffen von Optionen und Optionspfade sind schon der erste Schritt zu einer Entscheidungsstruktur. Diese Struktur ist durchdacht, in Firmen oder Regierungen basiert sie auf ausgefeilten Methoden. Regierungen und Parteien etwa schaffen Gremien, in denen entschieden wird. Dort werden Sachargumente vorgetragen und Kompromisse ausgehandelt. Das musst du mit dir selbst auch tun. Du wirst in vielen Fällen eine suboptimale Entscheidung fällen müssen. Du bekommst nicht alles, was du dir vorgestellt hast, sondern einen mehr oder weniger brauchbaren Kompromiss. Um diesen zu finden, benötigst du eine durchdachte Entscheidungsstruktur.
Unternehmer haben ihr Gehirn darauf trainiert, Geschäftsentscheidungen in einem definierten Rahmen zu treffen: Wenn der Umsatz in diesem Monat ein bestimmtes Hoch erreicht, werde ich im kommenden Monat meine Marketingausgaben erhöhen. Ansonsten nicht. Die Struktur ist vollkommen klar und bezieht die Konsequenzen jeder erdenklichen Entscheidung mit ein.
Tipp Nummer 5: Abstand zum Problem
Der Volksmund weiß schon ewig, dass wir große Entscheidungen überschlafen sollten. Das schafft einen Abstand zum Problem. Dieses wirkt am Anfang immer riesengroß, doch mit etwas Abstand relativiert es sich. Möglicherweise erinnerst du dich daran, dass du schon einmal vor einer ähnlichen Entscheidung gestanden hast. Dann hast du dich so oder so entschieden, du hättest auch anders gekonnt, aber das Leben ging dann weiter. Der Abstand kann eine Woche oder eine Stunde zur Problemstellung betragen, auf jeden Fall muss er da sein.
Die Formel lautet: Ich muss das entscheiden, aber nicht gleich und nicht, bevor ich Entscheidungsoptionen geprüft habe.
Manchmal entscheidest du dich relativ schnell, weil dein Unterbewusstsein schon all diese Argumente erfasst und gegeneinander abwägt. Wichtig ist nur, dass du nicht aus der sprichwörtlichen Hüfte schießt.
Tipp Nummer 6: Perspektivenwechsel
Stelle dich bewusst auf einen anderen Standpunkt. Das ist besonders wichtig, wenn es um deine Mitmenschen geht. Du willst eine berufliche oder private Beziehung eingehen oder beenden? Versetze dich jetzt in dein Gegenüber und betrachte dich von außen. Das ist eine Möglichkeit des Perspektivenwechsels, wenn Menschen stark involviert sind. Eine andere, generelle Möglichkeit ist die Rolle eines unabhängigen Beraters, in die du schlüpfst und dir dann Ratschläge erteilst. Sei dein Partnerberater, dein Anwalt, dein Finanzberater, dein Ernährungsberater oder (wenn du selbstständig bist) dein Steuerberater. Was würdest du dem Menschen, der du gerade bist, raten?
Tipp Nummer 7: Perfektionismus vermeiden
Viele Fehlentscheidungen werden aus einem offenen oder latenten Hang zum Perfektionismus getroffen. Doch das Leben ist nicht perfekt, deine Entscheidungen können es auch nicht sein. Du brauchst die Chance,
- Fehler zu machen,
- dich auszuprobieren,
- deine Meinung zu ändern oder
- eine unbegründete Entscheidung zu treffen.
Diese ist besser als gar keine Entscheidung (siehe ganz oben die Weisheit von Roosevelt).
Ich gebe zu, dass es in unserer perfekten Wirtschaftswelt schwer ist, mit unperfekten Entscheidungen zu leben. In vielen Bereichen – vor allem im Beruf – wird von uns Perfektion erwartet. Doch entschließe dich dazu, dich davon nicht erdrücken zu lassen.
Tipp Nummer 8: Checkliste für deine Entscheidung
Vor allem dann, wenn du am Entscheidungszwang schier zu ersticken drohst, benötigst du eine Entscheidungs-Checkliste. Diese behandelt nicht die eigentlichen Entscheidungsargumente und Optionspfade, sondern die Tatsache, ob und wie schnell du dich überhaupt entscheiden musst. Sie ist damit die Ultima Ratio (das letzte Mittel) bei wirklich prekären Entscheidungsprozessen, die dich zu lähmen drohen.
So eine Checkliste behandelt folgende Fragen:
- Warum muss ich mich überhaupt entscheiden? Was passiert, wenn ich nichts entscheide?
- Warum ist diese Entscheidung so schwer?
- Wie schlimm sind die Folgen keiner Entscheidung? Wie schlimm diejenigen einer Fehlentscheidung?
Tipp Nummer 9: Vertrauen in das Bauchgehirn
Dass unser Bauch das bessere emotionale Gehirn ist, hat sich ja längst herumgesprochen. Dass uns etwas auf den Magen schlagen kann, wissen wir alle. Höre also vor wichtigen Entscheidungen auch auf deinen Bauch. Er wird sich schwer oder leicht anfühlen, wenn du zu einer bestimmten Entscheidung tendierst. Diesem Bauchgefühl folgt ziemlich spontan der Gedanke „lieber nicht“ (oder „lieber doch“), der uns nur ganz selten trügt. Unsere Instinkte wissen vielfach mehr, als wir mit allen rationalen Überlegungen jemals erfassen könnten.
Tipp Nummer 10: Gewöhnung an Entscheidungen
Gewöhne dich daran, dass das Leben voller unumgänglicher Entscheidungen ist. Nur ein Kind glaubt, alles liefe von selbst. Gewöhne dir daher auch Entscheidungstaktiken und die oben beschriebenen Methoden an. Das ist zunächst nicht einfach, doch du wirst dir in einigen Jahren selbst dafür danken. Die Entscheidungen lassen dich nicht los. Selbst über die Vorbereitungen zu deiner Beerdigung musst du Entscheidungen treffen.
Mach mit: Was machst du, wenn du bessere Entscheidungen treffen möchtest? Teile dein Wissen in den Kommentaren mit uns. |
Hinterlasse jetzt einen Kommentar