Inhalt:
Fakt 1: Ist Dampfen die Alternative zur Zigarette?
Fakt 2: E-Zigaretten: Technik für Männer
Fakt 3: Vielfalt von E-Zigaretten lockt
Fakt 4: Langzeitstudien fehlen
Fakt 5: Dampf hat weniger Schadstoffe als Tabak
Fakt 6: Hilft Dampfen wirklich bei der Raucherentwöhnung?
Fakt 7: Briten erkennen Dampfen als Raucherentwöhnung an
Fakt 8: E-Zigarette als Einstieg für Männer in die Nikotinsucht?
Fakt 9: Herzgesundheit
Fakt 10: Tabakerhitzer Iqos – der Dritte im Bunde
E-Zigaretten finden immer mehr Anhänger, unter anderem gelten sie als weniger gefährlich gegenüber dem Tabakkonsum. Allerdings warnen Experten davor, das Dampfen als vollkommen harmlos einzustufen.
Fest steht: Es fehlen mit Stand 2019 die Fakten für die Beurteilung der gesundheitlichen Folgen. Ich habe 10 bislang wenig bekannte Erkenntnisse über Dampfen versus Rauchen zusammengetragen.
Fakt Nummer 1: Ist Dampfen wirklich eine unbedenkliche Alternative zur Tabakzigarette?
Dampfwolken statt Tabakqualm sehen wir immer häufiger unter anderem an Stellen, an denen das gewöhnliche Rauchen längst verboten ist. Unter dieses Verbot fallen E-Zigaretten (bislang) nicht, was für Männer, die gern etwas mit Dampf in den Händen halten, eine beruhigende Situation ist. Weltweit sind E-Zigaretten deutlich auf dem Vormarsch. Der Umsatz mit den elektronischen Verdampfungsgeräten liegt allein im deutschsprachigen Raum im hohen dreistelligen Millionenbereich. Das Dampfen hat hartgesottene Fans, es gibt aber gerade unter Medizinern und Verbraucherschützern auch Gegner. Die Anhänger der E-Zigarette verweisen auf die harmlose Alternative zum Tabakrauch, die im besten Fall sogar die Entwöhnung von echten Zigaretten erleichtern kann. Die Gegner warnen davor, dass auch im Dampf unbekannte Gesundheitsgefahren lauern. Die aktuelle Studienlage tendiert eher dazu, dass Dampfen deutlich ungefährlicher als Rauchen ist. Unbedenklich jedoch, das scheint ebenfalls festzustehen, ist es wohl nicht.
Fakt Nummer 2: E-Zigaretten: Technik für Männer
Männern macht durchaus die Technik der E-Zigaretten Spaß. Sie wirken hipp und modern, es gibt sie in diversen Ausführungen. Einige sehen wie ganz normale Zigaretten aus, andere hingegen erinnern überhaupt nicht an den herkömmlichen Glimmstängel. Sie haben die Form von Kugelschreibern, Lippenstiften oder Asthmasprays. Abwandlungen sind die E-Shishas, E-Zigarren und E-Pfeifen. Am technischen Grundprinzip ändert das nichts, es verdampft stets ein akkubetriebenes Heizelement das Liquid, das eine Flüssigkeit ohne oder mit Nikotin und Aromen ist. Der Nutzer saugt an einem Mundstück. Den Verdampfungsprozess aktiviert er über einen Knopf, außerdem kann er auch die Art der Verdampfung steuern.
Fakt Nummer 3: Vielfalt von E-Zigaretten lockt
Wenn E-Zigaretten wirklich gefährlich sind, halten ihre Kritiker die angebotene Vielfalt der vielen Hundert Aromen und Modelle für bedenklich. Es entsteht eine eigene Kultur, welche die Dampfer stark an ihr neues Laster bindet. Hinzu kommt die Verkaufskultur, die sehr kräftig über das Internet gefördert wird. Es gibt zwar auch sehr gut ausgestattete stationäre E-Zigaretten-Geschäfte, doch die erste neuzeitliche E-Zigarette war 2003 ein chinesisches Modell, das mit der aufkommenden Online-Wirtschaft auch prompt online vermarktet wurde. Vorläufer der heutigen E-Zigaretten wurden übrigens schon vor Jahrzehnten entwickelt, aber sie waren technisch unausgereift und führten lange Zeit ein absolutes Nischendasein. Inzwischen hat sich eine gigantische Modellfülle entwickelt. Die Zahl der Liquids mit absolut exotischen Aromen ist ebenfalls längst unüberschaubar.
Dampfer müssen sich nicht mit Tabakgeschmack begnügen: Sie können auch Richtungen wie Apfel oder Erdbeere, Cappuccino oder Käsekuchen, Cognac oder Zitrone wählen. Wenn sie Nikotin dampfen möchten, können sie hierfür verschiedene Dosierungen wählen. Untersuchungen zum Konsumverhalten bezüglich der Liquidwahl mit oder ohne Nikotin gibt es wohl nicht, doch vermutlich wählen die meisten Dampfer eher nikotinhaltige Liquids. Es sind nämlich vorrangig vormalige Raucher. Sie hoffen darauf, sich mit der E-Zigarette das Rauchen komplett abzugewöhnen.
Fakt Nummer 4: Langzeitstudien fehlen
Wie gefährlich das Dampfen sein könnte, weiß bislang niemand genau. Der aktuelle Forschungsstand entwarnt, eine Studie im Auftrag des britischen Gesundheitsministeriums empfahl sogar Dampfen zur Raucherentwöhnung. Die Autoren gelangten zur Auffassung, dass es wohl komplett ungefährlich ist. Andere Forscher sehen das nicht ganz so, doch ungefährlicher als Rauchen scheint das Dampfen zu sein. Wiederum gibt es Kritiker an diesen Studien, die darauf verweisen, dass es Jahrzehnte oder eigentlich sogar Jahrhunderte gedauert habe, bis die Menschheit die tatsächlichen Gefahren des Tabakkonsums vollständig erkannt hatte. Hierzu musste man die Wirkung des Suchtstoffes Nikotin von der Wirkung der krebserregenden Verbrennung von Zigarettenpapier (und auch Tabak) abtrennen. Bis zu dieser Erkenntnis war es ein weiter Weg – vielleicht liegt so ein Weg bezüglich des Dampfens noch vor den Wissenschaftlern.
Fakt Nummer 5: Dampf hat weniger Schadstoffe als Tabak
Die Liquids enthalten unter anderem Formaldehyd und Glykolverbindungen, die schädlich sind. Doch sämtliche Verbrennungsrückstände, die beim Tabakrauchen entstehen, enthalten sie nicht. Hinzu kommt, dass der Dampf deutlich kühler als der Tabakrauch ist, auch das entschärft die Gesundheitsgefahren. Liquids mit Nikotin wiederum machen danach süchtig, Nikotin ist und bleibt ein Suchtstoff. Die Aromen in den Liquids könnten Wirkungen haben, über die wir heute noch nichts wissen. Es sind für Lebensmittel zugelassene Aromazusätze, die mithin bedenkenlos verschluckt werden können. Doch können sie auch bedenkenlos eingeatmet werden? Nicht zuletzt gibt es wohl bei einigen E-Zigaretten das Problem, dass sie bei fast leerem Tank verstärkt Azetaldehyd und Acrolein freisetzen. Die Geräte laufen dann zu heiß. Diese Stoffe wiederum gelten als bedenklich.
Fakt Nummer 6: Hilft Dampfen wirklich bei der Raucherentwöhnung?
Mit dieser Fragestellung hat sich unter anderem das globale medizinische Forschungsnetzwerk Cochrane Collaboration befasst. Es gibt in der Tat nachweislich Raucher, die auf Tabakzigaretten mithilfe von E-Zigaretten komplett verzichten können. Hierfür sind allerdings nikotinhaltigen Liquids nötig. Die Cochrane-Forscher werteten die Daten von Dampfern über zwei Jahre aus und stellten in dieser Zeit keine ernsten Nebenwirkungen von E-Zigaretten fest. Dennoch betonten auch sie, dass es viel längerfristiger Studien bedarf, um sichere Aussagen treffen zu können.
Fakt Nummer 7: Briten erkennen Dampfen als Raucherentwöhnung an
Die britischen Gesundheitsbehörden erkennen Dampfen als eine Variante der Raucherentwöhnung an. Das hat die handfeste Folge, das britische Krankenkassen diese Form wenigstens teilweise finanzieren (können, aber nicht müssen). In Deutschland haben die Suchtfachgesellschaften ein Positionspapier der Suchtfachgesellschaften veröffentlicht, das der E-Zigarette die Chance einräumt, bei der Raucherentwöhnung zu helfen.
Kurz gesagt: Einen Versuch ist sie wert. Damit könnten, so die Autoren, vor allem diejenigen Raucher erreicht werden, bei denen andere Konzepte nicht anschlagen. Damit sind die herkömmlichen Therapieansätze für die Raucherentwöhnung gemeint, darunter Kurse, Hypnose, rezeptpflichtige Medikamente und Nikotinersatzpräparate.
Fakt Nummer 8: E-Zigarette als Einstieg für Männer in die Nikotinsucht?
Einen gänzlich anderen Standpunkt nehmen Kritiker ein, die sogar befürchten, dass vor allem männliche Jugendliche zuerst zur E-Zigarette greifen, diese dann etwas zu uncool finden und daraufhin zur Tabakzigarette umschwenken. Sicherheitshalber hat die österreichische Politik auf diese Bedenken reagiert und im geltenden Jugendschutzgesetz verankert, dass auch E-Zigaretten und -Shishas erst ab dem vollendeten 18. Lebensjahr gekauft werden können. Die EU-Tabakrichtlinie schreibt die Menge von Nikotin in den Liquids vor, pro Milliliter Liquid dürfen es maximal 20 Milligramm sein.
Fakt Nummer 9: Herzgesundheit
Eine sehr bedenkliche jüngere Meldung gibt es bezüglich der Auswirkungen von E-Zigaretten auf das Herz-Kreislauf-System. Möglicherweise sind sie in dieser Hinsicht schädlicher als Tabakzigaretten. Liquids mit Nikotin jedenfalls erhöhen deutlich den Blutdruck und die Herzfrequenz, und zwar länger als Tabakzigaretten. Außerdem könnte der Dampf bei Asthmatikern und an sich nicht ganz gesunden Personen einen Asthmaanfall oder eine Lungenentzündung auslösen. Die enthaltenen Chemikalien ähneln denen von Nebelmaschinen, wie sie in Diskotheken zum Einsatz kommen. Von diesen ist auch bekannt, dass sie für Asthmatiker bedenklich sein können. Die Auswirkungen auf das Herz haben Forscher vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein genau untersucht. Sie maßen die Herzfrequenz und den systolischen Blutdruck von Dampfern und integrierten ihre Daten in eine randomisierte Cross-Over-Studie. Die Studienergebnisse erschienen im Vascular Medicine. Verglichen wurden
- die Tabakzigarette,
- die E-Zigarette mit Nikotin und
- die E-Zigarette ohne Nikotin.
Dabei wurde das Nikotin als Auslöser für den Blutdruckanstieg identifiziert. Bei der E-Zigarette stieg der systolische Blutdruck gar nicht, bei der Tabakzigarette für 15 Minuten, bei der E-Zigarette mit Nikotin für 45 Minuten. Ähnliche Ergebnisse gab es für die Herzfrequenz. Die Forscher gingen auch der Ursache auf den Grund. Demnach führt eine E-Zigarette dem Körper das Nikotin deutlich effizienter zu, sofern es im Liquid enthalten ist. Das ergibt eine deutlich erhöhte temporäre Versteifung der Arterienwände. Diese erhöht nicht nur den Blutdruck und die Herzfrequenz, sondern auf Dauer auch das Risiko für eine Atherosklerose. Im Ergebnis warnten die Wissenschaftler aus Schleswig-Holstein vor der E-Zigarette.
Fakt Nummer 10: Tabakerhitzer Iqos – der Dritte im Bunde
Es gibt nicht nur Dampfen mit der E-Zigarette oder Rauchen von Tabak. Auch eine Mischung aus beiden Varianten funktioniert. Das beweist der Iqos von Philip Morris. Dieses Gerät erhitzt echten Tabak, ohne ihn zu verbrennen. Das verringert die Schadstoffe, die im normalen Tabakrauch enthalten sind, gleichzeitig vermeidet es die Schadstoffe von Liquids. So etwas behaupten jedenfalls die Studien, die allerdings – aufgepasst – vorwiegend vom Tabakonzern Philip Morris finanziert wurden. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung hat hierzu eine Stellungnahme abgegeben, die eindeutig ausfällt: Vollkommen gesund ist der Iqos (natürlich!) nicht. Wiederum fehlen Langzeitstudien, sodass hierzu noch weniger als zum Dampfen gesagt werden kann. Immerhin ist der Ansatz aber interessant.
Fazit: Dampfen und Rauchen sind gleichermaßen nicht gesund
Gesund ist weder das Rauchen noch das Dampfen noch der Iqos. Das Dampfen muss aber nach gegenwärtigem Erkenntnisstand als ungefährlicher eingestuft werden, allein die Untersuchungen zur Herzgesundheit stimmen bedenklich. Vielleicht sollten Menschen mit einem angegriffenen Herzen sehr genau darüber nachdenken, bevor sie mit dem Dampfen anfangen. Diesen Personen schadet jedoch das Rauchen ebenso. Für den an sich gesunden Raucher, sofern man das so sagen darf, könnte Dampfen die weniger ungesunde Alternative sein. Vielleicht hilft ja auch der Umweg über die E-Zigarette, mit all diesen Lastern irgendwann aufzuhören.
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